Bootsbaulehrgang in Ponta do Sol vom 17.Febr.-10.April 2006
Günther Trams; an der Eiche 1; 09577 Niederwiesa; Ortsteil Lichtenwalde.
Kurzbericht über meine Tätigkeit in Ponta do Sol auf Santo Antao / Cabo Verde im Frühjahr 2006. Von Mitte Februar bis Anfang April 2006 weilte ich auf den Kapverden, um für den FHF e. V. verschiedene Aufgaben zu erledigen. Dies geschah in Zusammenarbeit mit AMIPAUL, einem in Paul, auf Santo Antao ansässigem Verein, welcher sich um verschiedene Ausbildungs- und Hilfsprojekte kümmert. Organisiert wurde die Reise vom Vorstand des FHF e. V. Die Reise-, Verpflegungs- und Unterbringungskosten übernahm ebenfalls der Verein.
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Einen Teil der Unterbringungskosten steuerte AMIPAUL bei. Untergebracht war ich in der Pension Dedei bei Aldevino Lopes in Ponto de Sol. Aldevino Lopes ist ein Vertrauter unseres Vereins, erteilt in Ponta do Sol Deutschunterricht und stand mir als Dolmetscher zur Verfügung. Als Bootsbauer wollte ich einiges zu den herkömmlichen und modernen Bootsbautechniken vermitteln, was allerdings, wie erwartet, sehr problematisch war. Aldevino Lopes, der viele Jahre bei einer deutschen Reederei zur See gefahren ist, und deshalb relativ gut deutsch spricht, übersetzte das von mir Gesagte satz- oder abschnittsweise. Besser gesagt, ich erklärte ihm, was ich den Unterrichtsteilnehmern sagen wollte, und er gab dieses mit seinen Worten weiter. Regelmäßige Missverständnisse waren vorprogrammiert. Zudem fehlte aus Kostengründen geeignetes Material, um eine Bauweise nach Lehrbuch durchzuführen, weshalb sich das Interesse an meinen Ausführungen in Grenzen hielt. Immerhin waren anfangs 30 Interessenten im Unterricht, doch die Zahl nahm täglich ab. Im Mittel waren es dann immer so ca. 12 Personen. Mit den verfügbaren Mitteln wird in Ponta do Sol und in Janela in einer groben Zimmermannsbauweise gearbeitet, bei der es nicht auf Feinheiten ankommt. Mit Abstand betrachtet ist der optische Eindruck dennoch nicht unangenehm. |
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An einem mitgebrachten
Hellingmodell hatte ich verschiedene Beplankungsarten erklärt. Mit praktischen Arbeiten zum Thema moderner Holzbootsbau bin ich, trotz mehrer Anläufe, nicht zum Zug gekommen. Die handwerklichen Fähigkeiten, einiger schon länger im Bootsbau tätigen Leute, sind durchaus gut. Das Endergebnis entspricht jedoch in der Regel nicht unserem Qualitätsverständnis. Trotz der Probleme beim Unterricht habe ich sicherlich einiges vermitteln können. |
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Weitere Aufgaben für mich waren:
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Für die Containerübernahme war viel Geduld erforderlich. Nachdem der Container in Mindelo angekommen war, hatte ich gehofft, er würde eine Woche später in Paul (Vila das Pombas) sein. Aber es dauerte drei Wochen, bis endlich der LKW mit dem Container über die schmale und kurvenreiche Bergstraße nach Paul kam. Ein Zollbeamter war mit angereist, um bei der Öffnung dabei zu sein. Das Abladen und das Öffnen klappte reibungslos. Die Führungsteams von AMIPAUL und ASA waren auch anwesend. Anstatt den Container zu entladen, wurde er, zu meinem Erstaunen, wieder geschlossen. Der Grund dafür war, dass man noch keinen Platz für die Hilfsgüter hatte. Aber auf jeden Fall wurde die Ankunft des Containers mit einem Essen im Vereinsgebäude gefeiert. Damit war für mich das Thema Container aber noch nicht zu Ende. Ich wollte noch eine Bandsäge älteren Baujahres aufbauen. Diese befand sich zerlegt in einer Kiste ganz vorn im Container, sie war eine Spende vom Onkel meiner Frau, Herrn Walter Fritsche. Ich hatte die Maschine Zuhause aufgearbeitet und wollte sie nun vor Ort zusammenbauen. Vier Tage vor meiner Abreise kam endlich der ersehnte Moment der Bandsägenentladung und am vorgesehenen Standort konnte ich sie aufbauen. |
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Da aber für die Komplettinstallation mit Motor noch verschiedene Betonarbeiten vor Ort nötig waren, konnte noch kein Probelauf durchgeführt werden. Auf den neuen Motor, der erforderlich war, hat Wolfgang Hundt (Vorsitzender des FHF e. V.) noch in Deutschland die Riemenscheibe (für Flachriemen) des alten Motors anpassen lassen. Bleibt nur zu hoffen, dass die restlichen Arbeiten bald erledigt werden und die Säge ihren Dienst leisten kann. Was den Röntgenraum betrifft, so ist dieser bisher als Abstellkammer benutzt worden und soll nun nach Plan umgebaut werden. Ein Teil der angrenzenden Küche sollte als Labor dienen. Auf diesen Teil der Küche wollte man dort aber nicht verzichten. So haben wir durch einige Verschiebungen versucht, das Labor mit in den großen Raum einzuordnen, was uns auch gelang Mit einem Elektriker vor Ort konnte auch die Stromversorgung geklärt werden. |
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Bei meiner Rückreise sollte ich Celesia mit nach Deutschland nehmen. Bei ihr war eine Nachuntersuchung auf Grund ihrer Augenoperation im Herbst 2005 fällig. Da sie noch minderjährig ist, waren einige Papiere erforderlich, die teilweise schon vorhanden waren, andere wiederum mussten noch besorgt werden. Es gab dabei einige Missverständnisse, die aber geklärt werden konnten. |
Was meine privaten Unternehmungen betrifft, so habe ich einige schöne Wanderungen in
die Umgebung
unternommen. Die ersten zwei Wochen war auch meine Frau mit auf den Kapverden. |
Die Grundidee dabei ist, der Bevölkerung eine Wasserselbstversorgung, ausschließlich auf der Basis von Meerwasser, zu ermöglichen. So muss Trink- und Brauchwasser hergestellt werden und zum anderen benötigt man die indirekte Pflanzenbewässerung mit Meerwasser. Das Meerwasser wird erst verdunstet, dann kondensiert es und versorgt dabei Tropfen für Tropfen die Pflanzen. Dieser Vorgang erfolgt in einer einfachen Anlage, die direkt neben den Pflanzen steht.
Der Fischfang hat einen großen Anteil an der Versorgung und somit ist auch hier wieder das Meer
die Grundlage. |
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Zwei Tage vor der Abreise stand Herr Ferreira, ein Vertreter von ASA und Herr Aldevino Lopes
plötzlich vor meiner Tür.
Sie bedankten sich bei mir mit einem Schreiben, welches Aldevino gleich übersetzte, für die Hilfe des FHF e. V.. Sie übergaben mir einige Präsente, für die
ich mich herzlich bedankte, aber schon mit Bangen an mein Fluggepäck dachte. Da unsere
Rückreise über Mindelo verlief, vereinbarten wir Carla, ein augenkrankes Mädchen
aus Ponta do Sol, die schon jahrelang vom Verein unterstützt wird, gleich mitzunehmen.
Für sie hatte Elisabeth Pereira in Mindelo einen Augenarzttermin vereinbart um eine neue Brille ausmessen zu lassen.
Am Samstagnachmittag fuhr mich Wolfgang Hundt nach Hause, weil er am Montag den 10. April
einen Antrittsbesuch beim neuen kapv. Botschafter in
Berlin wahrzunehmen hatte und bei dieser Gelegenheit gleich Celesia vorstellen wollte. |
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Günther Trams | August 2006 |