Sachstand:
|
Die Augen von der 73 jährigen Donna Maria Augusta Fortes sind vom Grauen Star befallen
und sie kann nur noch hell und dunkel unterscheiden.
Vor einigen Jahren, als sie noch leidlich sehen konnte, begab sich Frau Fortes zum
örtlichen Krankenhaus, man diagnostisierte bei ihr den Grauen Star an beiden Augen
und verwies sie nach Mindelo / Sao Vicente zur Poliklinik. Dort wurde sie untersucht und
die Diagnose bestätigt. Wegen fehlenden Kunstlinsen wurde nicht operiert und sie auf
eine Warteliste gesetzt.
Es folgten weitere Vorstellungen in Mindelo, bei
denen sie immer wieder vertröstet wurde. Zwischenzeitlich erblindete Frau Fortes ganz
und wurde für ihre Familie ein kompletter Pflegefall. Im Mai 2012 erfolgte eine erneute
Reise nach Mindelo und wiederum wurde sie vertröstet mit den Worten „ wir haben
keine Linsen und vor dir sind noch 200 Wartende“!
Die Familie von Frau Fortes wandte sich an den Militärarzt vom 2. Regiment in
Espargos und bat um Hilfe. Der zurzeit tätige kubanische Arzt Dr. Armando
informierte FHF e.V. von dem Fall. Am 12. Juni 2012 besuchte Wolfgang Hundt im Rahmen
einer Arbeitsreise die Patientin in Santa Maria und fand diese erblindet vor, gepflegt
wurde sie von ihren Familienangehörigen.
Noch am gleichen Tag wurden die nötigen Papiere zur Beantragung eines Visums beschafft
und über Deutschland zur Deutschen Botschaft nach Dakar weitergeleitet.
Am 27. Juli 2012 gegen 0.15 Uhr traf Frau Fortes, begleitet von unserer Mitarbeiterin
Frau Cecilia Soares aus Hamburg, in Stuttgart ein.
Noch am gleichen Tag erfolgten die ersten Untersuchungen im Basteiaugencenter in Ulm durch
Prof. Spraul. Das Ergebnis war ernüchternd, beide Augen waren vom Grauen Star befallen,
die Linsen waren ungewöhnlich verhärtet. Dadurch war eine ambulante Operation
zu risikoreich und Prof. Spraul verwies zu seinem Kollegen im Bundeswehrkrankenhaus Ulm.
Prof. Gümbel vom BWK Ulm prüfte die Möglichkeit einer Übernahme der
Patientin, musste sie aber wegen der urlaubsbedingten Unterbesetzung und der Vollbelegung
an die Kollegen der Uni-Augenklinik Tübingen weiterleiten.
Update 16.09.2012
Zur Betreuung der Erblindeten reiste eine junge kapverdianische Studentin aus Berlin,
die gerade Ferien hatte, an. Sie kümmerte sich aufopfernd Tag und Nacht um die Patientin.
Am 02. August wurde Frau Fortes den Ärzten in Tübingen vorgestellt und am nächsten
Tag erfolgte die erste Operation.
Wegen der äußerst verhärteten Linsen war es bei den Voruntersuchungen recht
schwierig, die Augen genau zu untersuchen und zu vermessen.
Die Ärzte gaben sich große Mühe und planten die Operation deshalb
großzügiger, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.
Das rechte Auge wurde zuerst operiert, wegen der Verhärtung keine leichte Aufgabe,
letztendlich doch erfolgreich.
Vier Tage später wurde das linke Auge operiert, die Vorbereitungen waren dieselben wie
beim rechten Auge. Die Operation gestaltete sich etwas schwieriger und dauerte deshalb etwas
länger als geplant.
Doch der Erfolg war wunderbar, Frau Fortes erlangte ihre Sehkraft zurück. Die
endgültige Sehstärke wird man erst nach einigen Wochen feststellen können,
momentan hat das rechte Auge ca. 30% und das linke Auge ca. 20% Sehstärke.
Da Frau Fortes an einer altersbedingten Diabetes leidet, wird sich die Sehstärke nur
noch geringfügig verbessern.
Auf jeden Fall ist die sonst noch rüstige Frau kein Pflegefall mehr, kann sich in
Zukunft wieder selbst versorgen und ist für ihre Familienangehörigen keine Belastung
mehr. Im Gegenteil, sie kann sich in ihrer Großfamilie wieder nützlich machen und
ist ein wichtiges Glied in der Kette.
Am 09. August wurde Frau Fortes aus dem Klinikum entlassen, konnte zurück nach
Syrgenstein kommen und absolvierte noch einige Kontrolluntersuchungen.
Kleicy, die junge Studentin aus Berlin, fand in Tübingen während der gesamten
Zeit der stationären Behandlung bei einer uns bekannten Ausbildungsleiterin der
Zahnhygiene an der Uni-Klinik-Tübingen Unterkunft, dafür bedanken wir uns herzlich.
Am Samstag, den 15. September 2012, flog eine glückliche Frau Fortes wieder zurück
nach Santa Maria / Sal.
Wir wünschen Frau Fortes alles Gute.
FHF e.V. bedankt sich bei allen, die geholfen haben der erblindeten Frau Fortes ihr Augenlicht
zurückzugeben, recht herzlich mit den Worten:
„zusammen sind wir stark – zusammen schaffen wir das schon“
|